Jahr 1946

B/E: Februar; bis 18.2. in Dachau, meine Volontärstätigkeit als Elektroinstallateur hatte knapp vier Monate gehalten, dann Karlos und ich, Spanien-heimathungrig, Abreise nach Mittenwald in ein UNRRA-Lager (als theoretische Spanier), von wo aus wir heimtransportiert zu werden hofften. Wir hatten unsere Geburtsurkunden, ausweisend, dass wir in Cartagena geboren waren und mit diesem Papier behaupteten wir Spanier zu sein. Im Lager in Mittenwald, einer ehemaligen Pionierkaserne, hatten wir relativ gute Unterbringung und Verpflegung. In dem Lager wimmelte es von Nationalitäten, Yugoslawen, Türken, Spanier (echte und unechte, wie wir), Griechen, etc., die alle, teils mit Frauen und Kindern, heimtransportiert werden wollten. Praktisch nichts zu tun, schleppten wir Baumstämme gegen Zigaretten als' Entgelt (zum Tausch bei Bauern gegen Eier, Butter, Schwarzbrot, um unsere UNRRA-Rationen aufzubessern). Wir konnten uns praktisch frei bewegen, trotz bestehender Lagerwachen, an denen wir aber auch selber teilnahmen. Familie Menzell wieder vereint Es wurde viel in der herrlichen Umgebung von Mittenwald gewandert, inkl. einer Karwendelbesteigung im Juni und in Sportkleidung! Offensichtlich hatten wir Fleischhunger, denn Frischfleisch gab es nicht und so wurde einer älteren Jungfrau ihre schöne, dicke Katze gestohlen, selbige umgebracht und abgehäutet und von einer Gruppe von uns (ich inklusive) mit Behagen verspeist, ohne jegliches Ekel- oder Schamgefühl. Außerdem klauten wir im Wald ein von einem Hund gerissenes Schaf, schlichen das Fleisch in die Kaserne und hatten ein Festessen. Ende Februar, bei eisiger Kälte und viel Schnee, wurden wir plötzlich zu einer Heimfahrt nach Spanien aufgerufen! Die Spanier und wir sogenannten Spanier wurden in Viehwaggons verstaut (ein Kanonenofen und Stroh) und ab ging es zur italienischen Grenze (Brenner). Aber die Italiener spielten nicht mit, wir wurden gestoppt und Über Kufstein wieder nach Mittenwald . zurück befördert und erneut in dem UNRRA-Lager untergebracht, wo wir bis Juli blieben. Juli: unser Fluchtversuch (ich, mit Karlos und Wilhelm Rödiger) , zu Fuß über die Alpen, Richtung Genua. Nach reizender Aufnahme und Hilfestellung seitens einer Kriegswitwe in Innsbruck, kamen wir auch über die Alpen, wurden aber, schon auf italienischem Boden, von einer Streife der Carabinieri gestellt, beschossen und mit Schäferhunden verfolgt. Es war aber Nacht und vielleicht hatten die Carabiniere soviel Angst wie wir, jedenfalls konnten wir entkommen. Allerdings verloren wir Karlos aus den Augen, dem es gelang, sich bis Genua und dann nach Spanien durchzumogeln. W. Rödiger und ich dagegen, wurden am Bahnhof von Gossensass (Golle d'Isarco) geschnappt und an die französischen Besatzungsbehörden in Österreich ausgeliefert, nach Innsbruck gebracht und dort vom französischen Militärgericht zu drei Wochen Gefängnis verurteilt: "pour avoir franchis clandestinement la frontiere austro-italienne". Wir saßen die 3 Wochen ab und wurden dann nach Bregenz (Bodensee) in ein Ausländerlager abgeschoben. Ende August "flohen" wir wieder nach Mittenwald zurück, natürlich schwarz über die Grenze. Erstaunlicherweise wurden wir anstandslos wieder aufgenommen. Aber es hielt mich nicht in Mittenwald, Ende September erneuter Ausbruch (diesmal ich mit Heika-Claus Claus aus Huelva), wieder zu Fuß und über die Alpen. Diesmal waren wir klüger, kamen relativ glatt nach Genua, von dort per Schiff nach Barcelona und weiter nach Madrid (siehe meinen Bericht: "Mittenwald-Madrid"). 17.0ktober; Ankunft in Madrid. Ich weiß noch, dass ich die schüchternen Hände von Maita nicht loslassen wollte. Und alle, alle waren da! November/Dezember; Erste, zivile, Anstellung und kaufmännische Ausbildung in Firma "Tubos y Hierros Industriales,S.A." (Fam. Armbruster). Von meinem ersten Mini-Einkommen kaufte ich Mama einen Blumenstrauß. In Spanien herrschten miese Nachkriegszustände und im Elternhaus mussten "die Brötchen natürlich auch kleiner gebacken werden". Aber Franco hatte Spanien immerhin aus dem 2. Weltkrieg herausgehalten!

F/U: Wenn man so will, nur "Ferien".

Jahr 1947

B/E: Ich arbeite und lerne in THISA, zweimal je drei Monate in den Filialen der Firma in Barcelona (Sommer) und Sevilla (Herbst/Winter), als "Vertrauensmann". Herbst/Winter wohnte ich in Sevilla bei Familie Schäfer (Sohn und Schulfreund Theo Schäfer, der früh starb), saukalt in Sevilla, kein Warmwasser. Ich wurde damals kurzfristig ein Kinofanatiker, jedenfalls an den Wochenenden: rein-raus-rein.

Alf und Maita, 1977

F/U: Ferien als solche, gab es nicht, standen mir damals nicht zu, da zu kurzfristig bei Tubos y Hierros tätig. Ich hatte nur einige Strandtage in Badalona bei Familie Goller, während meines Aufenthaltes in Barcelona.

Jahr 1948

B/E: Im Jahresverlauf, Ausscheiden bei THISA und Beginn meiner Mitarbeit bei METALUNION (Union Recuperadora de Metales, S.L.), Firma von Vater und H. Ratfisch aus Valencia, nach dem Kriege aufgebaut, Vertrieb von Nichteisenmetallen (chatarra) und Gießerei. Damals arbeitete Maita als Sekretärin in der Firma "Abonos Medem" in der Vater Stursberg Prokurist war und wir nahmen an Betriebsausflügen der Firma teil. Bei einem dieser Ausflüge, an den Alberche- Fluss, konnte ich einem Menschen das Leben retten (ich war schon seit 1941 Rettungsschwimmer) . Im trüben Flusswasser tauchend, obwohl wir gerade gegessen hatten, erwischte ich den Mann (Nichtschwimmer) noch so rechtzeitig, dass die Wiederbelebungsversuche Erfolg hatten. Jetzt gingen Maita und ich natürlich schon offen fest am Händchen. Folgen der Arbeitsdienst- Kriegs- und Nachkriegszeit, jedenfalls bekam ich Probleme durch eine leichte Lungenspitzen-TB, Husten, hatte manchmal Blutgeschmack im Mund und in der Spucke Blutspuren (was ich zu vertuschen versuchte). Dann Fieber und ich musste drei Monate "das Bett hüten". Zu einer perfekten Heilung half das gerade freigegebene Streptomizin und dass ich gemästet wurde und ganz schon dick. Kleine Liebeskrise innerhalb meiner Situation, wegen meiner Eifersucht im Hinblick auf Maitas Erlebnisse beruflicher Art oder ihrer Ferienaufenthalte. Auf Spanisch, sie: "si te parece, lo dejamos", keine gute Medizin für den Kranken.

F/U: Sozusagen keine oder höchstens einige Tage in Madrid-Stadt, da ich ja gerade zu neuem Arbeitsplatz übergewechselt war, Vater keine Bevorzugungen duldete und ich außerdem dann lange genug "Bettferien" machte.

Jahr 1949

B/E: Maita und ich verloben uns, wie es sich (damals noch) gehört, mit "um die Hand anhalten" und großer Fete. Es war Ostern. Arbeit bei METALUNION, die Zeiten waren, für damalige Begriffe, gut. Wir hatten sehr viel freundschaftliche Kontakte, Feste, Karneval, wovon viele über die Jahre gehalten haben.

F/U: Jetzt schon Maita und ich zusammen, allerdings mit Mama Menzell als "carabina", in Piedralaves für 10 Tage in einer netten Pension. Selbstverständlich Maita und Mama zusammen und ich "einsam und alleine" im Schlaf.


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