Ernst Wiescher - Erinnerungen - Teil 2 zu Teil 1 Zurück

Aus den folgenden Jahren entsinne ich mich folgender Familienereignisse:

  1. die Hochzeit unsserer Schwester Emilie mit unserem Schwager Ludwig Mangels aus Balje bei Cuxhaven,
  2. die Hochzeit unserer Halbschwester Elise mit unserem Schwager Reinhold Schubert aus Schlesien gebürtig, aus welcher Stadt ist mir unbekannt.

Ludwig Mangels Ersterer hatte anfangs ein Engros Geschäft in Barmer Artikeln, arbeitete später als Vertreter und zum Schluss als Fabrikant in Ronsdorf. Von ihm konnte meine Schwester mit Fug und Recht sagen: "Ein schöner Mann, mein Bräutigam'. Den Grad ihrer Zuneigung zu ihm konnte man ermessen an dem Umstande, dass sie gleich Bürgers "Leonore" ihr Haar zersauste und die Wände erkletterte, als in der Brautzeit an einem kalten Wintertag zufällig die Post keinen Brief von ihm brachte. Statt dessen berichteten die Zeitungen von grossen Schneefällen und Schneeverwehungen in Schleswig-Holstein, wo ihr Verlobter sich damals auf einer Geschäftsreise befand. Eine solche Hiobspost hatte gerade noch gefehlt: das Jammern und Klagen nahm kein Ende und in der Grösse ihres Schmerzes hätte sie jeden Jünger Thorwaldsens Anregung zu dem Entwurf einer Kassandra geben können, die, auf den Mauern Trojas wehklagend sitzend, den Untergang alles Bestehenden beweint.

Unser Schwager Reinhold Schubert arbeitete in Seife und bekleidete den Posten eines Subdirektors der Firma Grüner & Neu in Barmen-Rittershausen. Aber der Trieb zum Vaterland und zur Selbstständigkeit, den Gott in jedes Tier, in jeden Menschen gepflanzt, liess ihn und seine Frau nicht ruhen. Beide verlangten die Auszahlung des der Elise zustehenden Kapitals von Mark 20000,-, und nachdem unsere Mutter dieser Verpflichtung nachgekommen, kauften sie in Eilenburg in Sachsen gemeinsam eine kleine, verkrachte Seifenfabrik auf, eine Klitsche, in der sie, Mann und Frau gewiss in der besten Absicht, aber ohne jede kaufmännische Kenntnis, mit vereinten Kräften fortwurstelten, und von wo in den folgenden Jahren nur Stöhn- und Bettelbriefe nach Barmen gelangten. Das Endresultat war, dass nach genau 10 Jahren die Mark 20000,- bis auf den letzten Pfennig verputzt waren. Das Ehepaar, dem der Himmel wahrscheinlich mit Absicht die Zeugungskraft vorenthalten und das kinderlos geblieben, kam eines Tages mit einem kleinen Rest seiner Mobilien in Barmen wieder angeschwommen, um zwecks Erringung einer neuen Existenz von vorne wieder anzufangen. Schubert bewarb sich um den Posten eines General-Direktors bei der Firma Grüner & Neu, den man ihm entgegenkommend mit Rücksicht auf seine frühere Tätigkeit bis auf Widerruf einräumte. Aber dieser Widerruf liess nicht lange auf sich warten, denn mit seiner Tüchtigkeit schien es zu hapern: er arbeitete ganz gern, tat aber lieber nichts.
Das Paar hielt es für angezeigt, seinen Wohnsitz nach Solingen zu verlegen, was in der Familie nicht unliebsam empfunden wurde. Hier arbeitete Schubert anfangs praktisch in einer Seifenfabrik, später, da er den Pinsel ganz geschickt zu führen wusste, als artiste-peintre, in welchem Beruf er sogar am Platze ein gewisses Renomme erlangte. Zum Schluss bekleidete er dann den Posten eines Administrateurs bei einem grösseren Elektrizitätswerk mit Strassenbahnverbindung. Das Unternehmen steht heute im bergischen Land hochentwickelt da, aber ob diese Prosperität auf Schuberts Konto zu verbuchen ist, weiss ich nicht und möchte das auch nicht behaupten. Nach einigen Jahren starb er ohne Sang und Klang. Kein Vorhang zerriss, weder im Tempel, noch im Theather, kein Krater öffnete seinen höllenspeienden Schlund, um die Todeskunde wie ein freudiges Fanal in den Himmel zu schreiben, noch viel weniger trat die Erde aus ihrem alten, ausgetretenen Gleise. Das Ereignis seines Hintrittes war also in keiner Weise von welterschütternder Bedeutung. Requiescat in pace.

Gegen Ende der 70er Jahre ging unser Bergisches Schieferhaus mit der dahinterliegenden Färberei durch Kauf in den Besitz eines Herrn Hermann Hessler über. Von dem vereinbarten Kaufpreis von Mark 30000,- wurden Mark 3000,- ausbezahlt und die restlichen Mark 27000,- blieben als Hypothek stehen. Ein derartiges Missverhältnis zwischen Kaufpreis und Anzahlung würde man heute selbst mit der Laterne vergeblich suchen müssen. Aber dem Käufer ging der Ruf eines tüchtigen Färbermeisters voraus und das wurde zu seinen Gunsten gebucht. Aber von der Tüchtigkeit alleine ohne andere Begleitung hängt der Erfolg im Leben nur in wenigen Fällen ab. Es gehört auch etwas Glück dazu, das Glück mit seinem goldenen Kranz, und wenn Fortuna diese Begleitung versagt, dann nutzt auch die beste Fachkenntnis nichts und der Entwürfe höchster Flug führt nur zu Enttäuschungen. Nach einem Jahrzehnt hatte Hassler die Färberei durch Neueinrichtungen und Verbesserungen so erweitert, dass die Feuerversicherungs-gesellschaft es für angebracht hielt, die Police zu kündigen und von der Erneuerung des Vertrages wegen zu grossen Risikos bei der Gefährlichkeit des Betriebes abzusehen. Die Gebäude waren in der Folge mehrer Monate unversichert, und ich lief mir die Beine ab, um dem Besitzer zu einer neuen Versicherung, wenn auch mit erhöhter Prämie, zu zwingen. Unsere Mutter regte sich sehr auf, denn ohne Versicherung war sie als Hypothekengläubigerin nicht gedeckt.
Schliesslich fiel eine Gesellschaft, die von dem Dichter Emil Rittershaus vertreten wurde, auf die Versicherung herein, und nachdem die Police 8 Tage getätigt und in Kraft war, brannte die Färberei zum grossem Teile ab. Die Entstehungsursache des Brandes blieb unaufgeklärt und die Ansichten, wer mehr zu bedauern war, ob Hessler wegen der Unterbrechung des Betriebes, oder die Versicherungsgesellschaft wegen der zu zahlenden grossen Summe, gingen auseinander. Indessen, die Färberei wurde wieder aufgebaut und immer mehr erweitert. Aber die vorhandenen Mittel standen in umgekehrten Verhältnis zu dem forcierten Aufstieg und nach Verlauf eines weiteren Jahres war Hessler pleite. Alles kam unter den Hammer, aber unsere Mutter war für ihre Hypothek gedeckt. Ich bot in ihrem Namen bei der nachfolgenden öffentlichen Versteigerung gleich als erstes Gebot Mark 30000,- um auch für die rückständigen Zinsen für 2 Jahre Deckung zu haben und das Werk ging in andere Hände über. Die Inhaber der Zwangshypotheken an dritter und vierter Stelle gingen leer aus. Hessler verlegte seinen Wohnsitz nach Amerika und hat dort auch seine Existenz gefunden. Er war ein fleissiger und strebsamer Mann, aber die luftige Begleiterin, Fortuna, wandte ihm zu Häufig den Rücken. Nach 37 jähriger Abwesenheit soll er vor 3 Jahren zum ersten Mal seine Vaterstadt Barmen wieder aufgesucht haben, aber die Bande, die ihn mit seiner zum grossen Teil inzwischen verstorbenen Familie noch verknüpften, waren gelockert. Vielleicht sagten ihm auch die heutigen Zustände in der deutschen Republik nicht zu, und das dürfte mit dazu beigetragen haben, dass er nach einigen Monaten den Wuppertaler Staub von seinen Füssen schüttelte, um endgültig und für immer nach Amerika, seiner neuen Heimat, wo Milch und Dollars fliessen, zurückzukehren.

Die 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts brachten der Barmer Industrie eine Umwälzung insofern, als die Knopfmode für die Damenconfection langsam verschwand, und statt dessen im Anfang Haken und ™sen und später Druckknöpfe zum Schliessen der Blusen und Röcke verwandt wurden. Als Besatz wurden Trossen und Spitzen von der Mode begünstigt. Mit Woll- und Mohairspitzen - auf dem Bandstuhl gearbeitet -, die die Firma Winkelströter zuerst mit grossem Erfolg auf den Markt brachte, wurde 18 Monate lang ein so grosser Umsatz erzielt, dass in ganz Barmen und in der Umgebung kein Bandstuhl mehr zu haben war. Fabrikanten, die heute vor Hunger nicht in den Schlaf kommen können, schaufelten damals das Geld scheffelweise und waren so übermütig und stolz wie König Nebukadmezar vor seinem Sturze. Jedenfalls blühte für diese Leute ohne ihr Verschulden der Weizen in ganz unerhörter Weise, und das wurde noch schlimmer, als einige Jahre darauf die Firma Vorwerk die Besenborde auf den Markt lancierte, und dieser Artikel durch seine praktische Verwendbarkeit einen nie geahnten Aufstieg nahm.
Die Mode mit den langen Röcken, die selten aufgehoben und immer durch den Dreck geschleift wurden, hat sich rund 20 Jahre gehalten. Vom hygienischen Standpunkt aus betrachtet, war es eine ähnliche Mode und daß sie sich so lange hat halten können, legt Zeugnis ab von dem mangelnden Schöpfergeist in den Kreisen der Pariser Modewelt. Das Franzosenvolk hatte scheinbar nur den Krieg im Kopf und nachdem sie diesen mit Hilfe der halben Welt und der französischen Halbwelt mit knapper Not gewonnen, fielen die Pariser Modekünstler von einem Extrem ins andere und schufen als dernier cri ganz kurze Röcke, die eben über das Knie gingen. Damit war der Veloursborde des Todesurteil gesprochen. Zehntausende von Bandstühlen waren überflüssig geworden und wanderten für billiges Geld ins Ausland, während der Inflation sogar in Feindesland für ein Butterbrot. Man grub sich damit in Barmen das eigene Grab; denn daß sich ein solcher Handel später im Export nachteilig auswirken würde, das konnte sich der Barmer Fabrikantenverband GmbH an seinen ungewaschenen fünf Fingern abzählen. Es müßte ein strenges Ausfuhrverbot von gebrauchten Maschinen erlassen und es müßten die notleidenden Kreise vom Staat unterstützt werden. Das wäre nicht so teuer zu stehen gekommen, wie jetzt der ganze Exportausfall.
Aber wenn jedem Kaffer die Hilfsmaschinen und alles Zubehör für ein kleines Trinkgeld fix und fertig auf den Tisch geliefert werden mit genauer Anweisung, wie die Fabrikation vor sich geht, dann braucht man sich nicht zu wundern, daß das Exportgeschäft in Deutschland nicht wieder aufblühen will. Es wurde damals in Barmen viel Geld verloren. Die Vermögen, die sich um die Jahrhundertwende überall angesammelt und die für ältere Leute der ruhende Pol waren in der Erscheinungen Flucht, sie sind heute in alle Welt zerstoben, vernichtet, einfach vom Erdboden verschwunden. Und das verdanken wir einer sozialistischen Regierung, die mit ihrer "Mark ist Mark-Politik" an Idiotie ihres gleichen vergeblich suchen muß, und die von Valuta-Fragen und Ihrer Lösung so viel verstand wie die türkischen Haremsdamen vom Spinnen. Aber dieses ist ein Kapitel für sich, auf das ich zur Lehre für meine Kinder noch zurückzukommen gedenke, wenn der Himmel mir die Zeit dazu läßt.

Im Monat Oktober 1890 zog sich unsere Mutter eine heftige Erkältung zu, die leider in Lungenentzündung ausartete und innerhalb 48 Stunden ihren Tod herbeiführte. Da sich einige Stunden vorher Zeichen von Lungenödem und großer Schwäche bemerkbar machten, so hatte mir der Arzt nicht verschwiegen, daß sehr wenig Hoffnung auf Wiederherstellung der Gesundheit vorhanden sei. Sie starb gerne, obwohl sie kein organisches Leiden hatte und von Natur gesund war. Aber die vielen Nackenschläge und die Pfeile und Schleudern des wütenden Geschicks und die kleinlichen Nadelstiche, die sie im Alter mehr denn in ihrem engen Kreis empfand und die, wie jedermann weiß, den Lebensüberdruß unter Umständen auf den Gipfelpunkt zu treiben vermögen, alle diese Enttäuschungen waren nicht spurlos an ihr vorüber gegangen. Sie war lebensmüde geworden und begrüßte den Tod als ihren Erlöser.
Ich habe das Bild noch lebhaft vor Augen, wie ihre Schwester, unsere Tante Emilie Hogarten, am folgenden Morgen unseren Onkel Hermann an der Hand förmlich die Treppe hinauf schob, damit er im Sterbezimmer angesichts der Majestät des Todes zu der Erkenntnis komme, daß auch für ihn eines Tages diese entscheidende Stunde schlagen werde und daß sie ihn gemahne an die Vergänglichkeit von allem irdischen Besitz und Tand. Es war rührend zu beobachten, wie der alte Herr stumm, bewegungslos vor dem Sterbebette aufrecht stand, den befangenen fast verängstigten Blick auf die Tote gerichtet, lange Zeit in dieser Stellung verharrte, und dann, als ob er die Lösung dieses letzten Rätsels plötzlich gefunden, sich umwandte und den Ausspruch aus der Bergpredigt rezitierte, der vielleicht seit seiner Konfirmationszeit nicht mehr über seine Lippen gekommen: "Euer Leben währet 70 Jahre,....".
Und mit diesen Worten, die der amtierende Pastor seiner Grabrede zugrunde legte;

"Euer Leben währet 70 Jahre, und wenn es hochkommt, so sind es 80 Jahre, und wenn es köstlich gewesen, dann ist es Mühe und Arbeit gewesen"

wurde die sterbliche Hülle unserer Mutter lautlos in die Gruft gesenkt. Ihr Kreislauf war vollendet; sie wurde wieder, was sie gewesen.

"Von Erde bist du genommen, zu Erde sollst du werden , Jesus Christus wird dich auferwecken am jüngsten Tage".

Und der Redner breitete seine Arme aus, sprach den Segen und warf drei Erdschollen auf den dröhnenden Sarg.

Mit diesem, nach langer Pause eingetretenen Todesfall hatte der Sensenmann Bresche in die ältere Lebensmauer der Familie geschlagen. Er stellte sich in der Folge häufiger ein, riss seine Opfer wahllos hinweg, wo er sie erhaschen konnte, meistens aber nach voraufgegangener, wenn auch kurzer Krankheit, und hatte auf diese Weise bis zum Ausbruch des Krieges eine ganze Schwadron zusammen getrommelt. Aber der Krieg blieb diesen abgeschiedenen Geistern erspart; sie waren zu beneiden, denn den traurigen Ausgang haben sie niemals erfahren, wie sie auch die nachfolgenden schrecklichen Jahre niemals kennen lernten. Es starben der Reihenfolge nach;

Damit scheint die Liste vorläufig geschlossen, bis auf Widerruf.

Die beiden letzteren waren direkte Opfer des Krieges, da durch die langjährige Unterernährung hervorgerufenen Leiden die Körper langsam der Auflösung entgegenführten.

August Hogarten, 1830-1903 Nun heisst es in Shakespeares Julius Caesar: "Kometen sieht man nicht, wenn Bettler sterben" ('When beggars die, there are no comets seen'. Wenn ich diesen Ausspruch hier zitiere, und gleichzeitig feststelle, daß bei dem Tode dieser sämtlichen Anverwandten nicht ein einziger Komet sichtbar wurde, so muß ich doch davor warnen, etwa den Rückschluß zu ziehen, daß es sich hier durchweg um ordinäres Bettelvolk gehandelt habe. Das würde eine groteske Verzerrung der Wahrheit sein; denn alle lebten im Vergleich zur heutigen Nachkriegszeit in geordneten Verhältnissen, ohne Hunger zu leiden. Unsere Tante Emilie hatte zwar häufig die Žußerung fallen lassen, wenn ihr die Zwecklosigkeit des ewigen Sparens vorgehalten wurde: "Es wird wohl noch manch einer unter euch sein, der es nachher gut gebrauchen kann", und mit dieser Žußerung hatte sie, wie die Zukunft lehrte, den Nagel auf den Kopœ getroffen. Sie hinterließ ein erspartes Vermögen von rund 70000,- Mark das sie ihren 10 Neffen und Nichten mit 7000 Mark pro Kopf vermachte. Wenn auch fast alle diese Interessenten bei Lebzeiten der Tante häufig von ihr heruntergekanzelt worden waren, so sah doch jeder mit der Erbschaft das Konto für ausgeglichen an.
Onkel Hermann als Bruder verzichtete auf jeden Erbanteil. Er war in puncto Verzicht eine groß angelegte Natur, und manche seiner Erben haben ihm stilles Unrecht abzubitten gehabt, der Verfasser dieser Niederschrift nicht ausgeschlossen. Nun könnte man einwenden, mit der Handhabung des Verzichtes sei es nicht so schwer, wenn man vermögend und mit allen Requisiten des Lebens versehen sei. Aber diese Gabe des Verzichtes war schon 20 Jahre früher, als seine Verhältnisse noch nicht so günstig waren, bei ihm eine charakteristische Erscheinung. Als Beweis dient eine Episode aus den 70er Jahren, als einer der Inhaber der Familie Molineus&Co, der als unverheirateter Mann plötzlich starb, seinen beiden Dienstmädchen, die allerdings 15 bzw. 25 Jahre bei ihm treu im Dienst gestanden, je 25000 Berliner Taler oder nach der neusten Währung 75000 Mark testamentarisch vermachte. Ein derartiges Vermächtnis an zwei Dienstmädel mußte Aufsehen erregen und könnte zu Kombinationen Veranlassung geben, die vielleicht gar nicht berechtigt waren. Aber das Personal der Firma war in diesem Testament gänzlich übergangen worden, als ob es überhaupt nicht existierte. Das ging den überlebenden Brüdern, deren Gerechtigkeitssinn und und Loyalität unantastbar waren, gegen den Strich. Sie wollten die Entgleisung des verstorbenen mit dem Hinweis wieder gutmachen, dass der Tod der Absicht des Testators, auch der Angestellten zu gedenken, leider zuvorgekommen. Als Brüder hielten sie sich aber für verpflichtet, diese Absicht nachträglich noch in die Tat umzusetzen. Das geschah dann auch in der Weise, dass die Angestellten aufgefordert wurden, etwaige Wünsche, die erfüllt werden könnten, ungeniert auszusprechen.
Mit dieser Aufforderung trat man auch an unseren Onkel Hermann privatim heran, doch zog dieser vor, unter den gegebenen Verhältnissen auf eine Dotation zugunsten seiner Kollegen zu verzichten. Diese Entscheidung mochte seine Chefs wohl etwas peinlich berührt haben und um die gegensätzlichen Anschauungen zu überbrücken, machten sie ihm ein wertvolles Gemälde von Rethel, "Der Geburtstag" zum Geschenk. Dieses Bild, das in Künstlerkreisen heute unter einer veränderten Geschmacksrichtung in der Technik der Malerei immer noch genannt wird, war später nach dem Tode unseres Onkels bei der Versteigerung der Mobilien innerhalb der Familie der Gegenstand einer wahren steeplechase im Preisüberbieten, und zwar zwischen unserem Bruder Oskar Wiescher und unserem Vetter Carl Hogarten. Beide glaubten das Gemälde für ein Ei und ein Butterbrot nach Hause tragen zu können, doch sahen sie sich darin getäuscht. Wie zwei Doggen auf eine Leberwurst, so hatten sich die beiden Vettern aud diesen 'Geburtstag' festgebissen und liessen ihn nicht wieder los. Sie trieben sich das Bild gegenseitig auf Mark 800,- hoch. Das war die Wertgrenze, über die sich Carl Hogarten bei seinem Schwager Bruno Dittmann, der Maler von Profession war, vorher informiert hatte, und mit diesem Gebot machte er auch Schluss.
Oscar Wiescher, 1863-1949 Hochzeit Oscar Wiescher/Paula Bau, 1895 Das Gemälde ging also mit einem geringen Aufschlag in die Hände unseres Bruders Oscar über, der es am folgenden Tag, nachdem er es wegen der Verzollung in Belgien aus seinem Goldrahmen genommen, ganz resigniert und mit recht gemischten Gefühlen betrachtete. Ohne Rahmen war das Bild seines Schmucks beraubt und wirkte lange nicht mehr so vorteilhaft. Die Enttäuschung hierüber prägte sich in den Zügen des neuen Besitzers deutlich aus, und seine Žusserung, er befürchte, das Bild zu teuer bezahlt zu haben und mit dem Erwerb hereingefallen zu sein, klang wie aus innerster šberzeugung gesprochen. Aber er ist heute, nach fast 32 Jahren ganz anderer Ansicht. Mit Mühe und Not hat er es nach Jahren von dem belgischen Sequester, der erfreulicherweise von der Malerei nichts verstand, frei bekommen und ist für Interessenten und Liebhaber zu Besichtigen in Bonn auf der Marienstrasse 28 Parterre, gleich linker Hand. Vielleicht kommt eines Tages ein Astor oder ein Vanderbild und bietet für das Gemälde 500000,- Dollar. In diesem Falle behalten sich die Erben Hermann Hogarten das recht vor, wegen Wertzuwachs entsprechende Regressansprüche zu stellen.

Man wird aus dem oben geschilderten leicht verstehen, dass unser Onkel Hermann in der Familie eine grosse Rolle spielte. Er war Junggeselle, vermögend und ohne direkte Erben, und besass in Folge dessen die Anziehungskraft einer zentral'schen Sonne, um die sich seine 10 Neffen und Nichten in Bahnen von mehr oder weniger großem Abstand kreisten, ähnlich den vielen Satelitten der Planeten Jupiter und Saturn. Und wie die Sonne ihre Strahlen gleichmässig schickt nach allen Räumen der Unendlichleit, so wurden auch alle Neffen und Nichten von diesem Onkel gleichmässig erwärmt und angezogen. Dieses machte sich besonders zu Weihnachten bemerkbar, d.h. um jene Zeit des Jahres, wo auch die verstocktesten Herzen sich erschliessen und der šberfluss dem Mangel gerne in christlicher Liebe von seinem Zuviel abgibt. Selig sind, die da hungern und dürsten, den sie sollen Gottes Kinder heissen. Bis zu Anfang der 90er Jahre erhielt jedes Kind von ihm als Weihnachtsgeschenk Mark 30,-, aber nach der Feier seines 50-jährigem Jubiläums bei der Firma Molineus & Co. erhöhte er diese Summe auf Mark 100,-, eine Beisteuer, die alle sympathisch begrüßten und aus vollem Herzen dankbar anerkannten. Auch nahm er abwechselnd jedes Jahr seine Neffen und Nichten mit auf Reisen, in der Regel nach der Schweiz, ein Ereignis, das bei der Ausreise wegen des Empfangs neuer Eindrücke bei allen Beteiligten lebhaftes Interesse fand.
Aber diese Reisen hatten auch ihre Schattenseiten, da sich jedermann während dieser Zeit strickte nach des Onkels Gefühlsbestimmungen, um den Ausdruck Laune nicht zu gebrauchen, richten musste. Wer nun behaupten wollte, das wäre kein so grosses Opfer gewesen gegenüber der Chance, eine schöne Reise zu machen und die geographischen Kenntnisse zu erweitern, der redet wie der Blinde von der Farbe. In erster Linie passt Alt und Jung auf der Reise garnicht zusammen, aber auch absolut garnicht, es sei denn, dass es sich auf der einen Seite um Kinder handelt. Aber wir näherten uns alle jenem Zeitpunkt, von dem man zu singen pflegt: "Schier dreissig Jahre bist du alt, hast manchen Sturm erlebt!". Und diesen Sturm auf einer Erholungsreise weiter fortzusetzen, dazu verspürte manch einer keine Neigung, zumal er doch immer den untersten Weg gehen mussste. Auch gehörte unser Onkel nicht zu denjenigen, die in ihren Ausdrücken bei einem Gewitter sehr wählerisch waren. Er konnte brutal verletzend werden, ohne jeden sachlichen Grund. Davon wusste jeder seiner Begleiter ein Lied zu singen. So entsinne ich mich eines Ereignisses gelegentlich unseres Aufenthaltes im Brunnen am Vierwaldstättersee.
Es war eine Fusstour vom Brunnen nach der Tellskapelle über die Axenstrasse geplant, um von da nach einem einstündigen Aufenthalt mit dem Schiff nach Brunnen zurückzukehren. Es war heiss, die Sonne brannte mächtig, weshalb ich vorschlug, die Tour am Morgen zu machen, solange die Axenstrasse noch im Schatten lag. "Wieso im Schatten", platze unserer Onkel heraus, "sie Strasse liegt am Nachmittag im Schatten und nicht am Morgen, soviel sollte dir mittlerweile dein Verstand doch selbst sagen!". - Das Verletzende lag in dem Tonfall, mit dem man wohl vorlaute und unreife Jungens abkanzeln konnte, den ich aber bei mir für unangebracht hielt. Trotzdem schwieg ich, während ich jedem Andren gegenüber die Bemerkung gemacht haben würde, dass eine solche Behauptung noch kein Beweis wäre. Ich war meiner Sache sicher, denn die Axenstrasse läuft von Norden nach Süden und wird nur auf der linken Ostseite von 1000 Fuss hohen Felsen begrenzt. Ergo, solange die Sonne ihren Kulminationspunkt nicht erreichte, musste die Strasse im Schatten liegen, während sie gleich nach Mittag und den ganzen Nachmittag bis zum Abend den zwar segenbringenden, aber auf die Dauer doch lästig werdenden Geschossen des Tagesgestirns mit seinen gespaltenen und ungespaltenen Atomen und Elektronen restlos ausgesetzt war. Also der Befehl lautete: Abmarsch um 3 Uhr ab Hotel zum Adler, sobald die ganze Axenstrasse schön im Schatten eingehüllt war. Alles war genau ausgerechnet, 1 1/2 Stunden für den Weg - wir nahmen für uns 2 Stunden an -, 1 Stunde Aufenthalt im Hotel an der Tellkapelle, das waren zusammen 3 Stunden, so dass wir das letzte Schiff um 6 Uhr ab Tellkapelle nach Brunnen bequem benutzen konnten. Aber es kam ganz anders. Von einer schönen, schattigen Promenade war nichts zu sehen; wir waren beständig den Pfeilgeschossen der Sonne ausgesetzt und mussten auf Wunsch des Onkels jeden Augenblick halt machen, damit er sich den Schweisse vom Kopf abwischen konnte. Im kühlen Tunnel mit den durchbrochenen Ausguckfenstern wurde längere Rast gemacht. Aber er klagte nicht, er konnte auch keinem einen Vorwurf machen, den er war es ja selbst gewesen, der die Tour am Nachmittag gewollt. genug, wir kamen gerade an der Tellkapelle an, als das 6 Uhr Schiff, das letzte nach Brunnen, zurückfuhr. Unser Onkel Hermann warf sich gleich auf einen Stuhl und beorderte Bier. Die Zunge hing ihn zum Halse heraus. Er wünschte, dass wir schnell die tief unten liegende Tellkapelle besichtigen sollten und den Felsvorsprung, von dem angeblich Wilhelm Tell den Gessler'schen Kahn mit einem mächtigen Fusstritt wieder in die Sturmwogen schleuderte, damit wir alsdann ohne grossen Aufenthalt den Rückweg nach Brunnen antreten konnten, weil die Möglichkeit einer Fahrgelegenheit ausgeschlossen sei. Die Sonne brannte immer noch, aber wir hatten das Empfinden, als ob die Luft sich etwas abgekühlt hätte. Das war aber nur eine Täuschung, denn kaum waren wir aufgebrochen und hatten die Strasse wieder betreten, als das Bier aus allen Poren und allen Knopflöchern drang und die Schweisstreiberei von vorne wieder anfing. Der alte Herr konnte einem wahrhaftig leid tun. Zollhoch lag der Staub auf der Strasse, aber unser Onkel hob die Beine nicht mehr hoch, er ging keinem Spatz, keinem Pferdedreck aus dem Weg und war beständig von dichten Staubwolken umgeben. Es war gut, dass er seinen alten beige Anzug trug, dadurch passte es sich der ganzen Landschaft besser an. Das war wirklich kein Genuss, das war ein Wüstenritt, bei dem jeder mehr die Rolle des Kamels als die des Reiters spielte. Um 9 Uhr erreichten wir das Hotel. Das Abendessen war längst vorüber. Wir wurden nachserviert, nachdem wir uns vorher gründlich gereinigt und gewaschen. Nun war es naheliegend, anzunehmen, das unser Onkel seine müden Glieder gleich nach dem Essen ausstrecken und sich ins Bett begeben würde. Aber das gab es nicht, das stand nicht im Programm. Wir zogen gewohnheitsgemäß auch diesen Abend nach der Drossel, um unser gewohntes Quantum Bier zu vertilgen. Es gab kühles Münchner und bei der italienischen Musik - Mandoline, Laute und Gesang - war der Aufenthalt dort ganz unterhaltend und anregend. Was das Žnnchen, die Lindenwirtin für Godesberg, was Old Gambrinus für London, les treis Suisses für Brüssel und das Uhlenhorster Fährhaus für Hamburg ist, das ist die am Anfang des Urner Lechs gelegene Drossel für Brunnen. Hier versammelte sich jeden Abend nach dem Essen ein grosser Teil der Gäste aus den umliegenden Hotels, um als letzte Tagesleistung ein entsprechendes Quantum Alkohol als Arznei oder Schlafmittel mit sicherer Wirkung einzunehmen.
Es war ein internationales Publikum , das sich bei diesen Getränken ganz anders gab wie bei den Diners im Vierwaldstädterhof im Smoking - auf Deutsch Evening dress, und in steifleinener Wäsche. Gewöhnlich begnügte sich unser Onkel mit drei Krügen Münchener, damit war sein Bedarf gedeckt, aber an diesem Abend trank er deren sechs. Und nachdem er den letzten Krug in Anstich genommen und sein Denkvermögen allmälig durch richtige Weichenstellung in das normale Gleis wieder einrangiert war, erklärte er: " Die heutige Tour ist nicht richtig überlegt worden; nach Gestalt der Sache hätte uns leicht ein Unfall, ein Hitzeschlag treffen können. Wir mussten von Brunnen aus den Dampfer für die Hinreise benutzen und von der Tellskapelle den Rückweg zu Fuss machen. Das wäre nicht so anstrengend gewesen und wir hätten dann auch mehr Genuss von der Fernsicht gehabt.". Das war seiner Weisheit letzter Schluss, aber aus Eingeständnis, dass der Vormittag für diesen Ausflug doch richtiger gewesen, kam nicht über seine Lippen.

Walter Hogarten, 1862-1944 Auf den Genuss des Münchner Bieres konnte und wollte unser Onkel Hermann am Abend nach dem Essen auf der Reise nicht verzichten. Er war in den 90er Jahren, als er sich mit seinem Neffen Carl und Walter Hogarten und Oscar Wiescher in Paris befand. Während des Tages besuchten sie hauptsächlich Museen und Bildergalerien, wobei Carl Hogartens Schwager, Bruno Dittmann, der damals in Paris zum Studium der Malerei weilte, den Führer abgab. Nun wirkt nichts ermüdender, als die Besichtigung von derartigen Instituten, und unser Onkel gab seinem Missfallen darüber auch unverhohlen Ausdruck. Jedenfalls wollte er am Abend nach dem Essen zur Erholung sein Münchner Bier trinken. Das ging nun besonders unserem Vetter Carl Hogarten gegen den Strich, indem er sich dahin äußerte, dass man doch nicht ausgerechnet nach Paris gefahren sei, um Münchner Bier zu trinken. Das könne man billiger und bequemer zu Hause in Barmen im Salvatorkeller haben; er wolle hier bei Tage die grossen Schlachthäuser besichtigen und hinterher Paris bei Nacht sehen. "Wenn du Paris bei Nacht sehen willst", polterte der alte Herr heraus, "dann gehe gefälligst alleine, und deine Schlachthäuser interessieren mich absolut nicht, das merke dir, bitte, ein für alle Male. Im šbrigen liegt da unten bei Charenten, wo du eher hingehörst, noch so ein Schlachthaus für alle Sorten von Rindvieh. Da gehe nur hin, dann hast du deinen Willen und du bist unter deinesgleiches!" - Sein Žrger über die Zumutung, auf sein Münchner Bier zu verzichten, klang noch nach am folgenden Tag im Jardin des Plantes, wo Kinder auf einem Kamel von dem Treiber herumgeführt wurden. "Ich will dir was sagen", wandte sich Onkel Hermann an unseren Vetter Carl, "setze dich auf jenes Trampeltier, dann sitzt ein Kamel auf dem andern". Es sollte scherzhaft klingen, aber der Scherz war verunglückt und die Antwort lautete dann auch dementsprechend. Von dieser Reise kehrte Carl Hogarten ganz verschnupft nach Hause zurück, während unser Onkel ganz befriedrigt schien. Aber, fügte er hinzu, er war gut, dass Oskar dabei war, denn ohne sein Sprachtalent wären wir alle aufgeschmissen gewesen. Man kann den Plötz hundert mal auswendig lernen, im Lande selbst kommt man aber schnell zu der Erkenntnis, dass man überhaupt nichts weiss. Als ich nachher unseren Vetter Carl über die Eindrücke dieser Pariser Reise befragte, sagte er, einmal und nie wieder. Dieses sei die letzte Einladung, die er angenommen. Und dabei ist es auch geblieben.

Paul Hogarten, 1864-1949 Ein anderes Mal kam es auf der Reise zu einer Explosion, als einer der Neffen - ich glaube, es war Paul Hogarten - am Abend ein Beefsteak bestellte und auf Zureden des Oberkellners auch eine Sauce bernaise oder bordelaise beorderte. Das wäre garnicht gefährlich gewesen, wenn der dumme Kellner nachher bei Bezahlen für das Beefsteak samt der Sauce einen Einheitspreis aufgeschrieben hätte. Das tat er aber nicht, sondern führte die Sauce getrennte auf, und da stellte sich heraus, dass die Beranaise ebenso viel kostete wie das Beefsteak. Ein Hagelschlag von Stegreifworten mit den dazu gehörenden Adjektiven fuhr auf das Haupt dieses armen Vetters nieder, mit dem Effect, dass er wie gemähtes Getreide am Boden lag und Gras frass, genau wie anno dazumal das babylonische König Nebukadnezar nach seinem Sturze. Der alte Herr konnte sich garnicht beruhigen; eine solche Dämlichkeit wäre ihm in seinem ganzen Leben noch nicht vorgekommen, ein Gericht zu bestellen, von dem die Sauce genau so viel koste wie das Fleisch; von Hause aus sei er doch keine Bernaise gewöhnt und hier auf der Reise auf seines Onkel Kosten wie ein Epikurer zu schlemmen, das könne auch nur einem passieren, der von dem Wert des Geldes noch gar keinen Begriff habe. Es ginge einem geradezu contre couer zu sehen, wie die Moneten mit vollen Händen zum Fenster hinaus geschmissen würden. Wenn die Verschwendung so weiter ginge, dann sei man schon nach Gestalt der Sache gezwungen, die Reise vorzeitig abzubrechen usw. - das Gewitter hielt den ganzen Abend an und legte sich erst spät nach Mitternacht, als am Himmelsbogen die güldnen Sternlein zogen. Wo viel Licht ist, das ist auch reichlich Schatten, und wer die Lichtseiten einer Reise voll geniessen will, der muss sich auch mit den Schattenseiten abfinden. Diese Lehre ist alt und ewig wie die Welt, und wer das nicht kann, der entbehre!

Emilie Hogarten, 1822-1896 Im Hochsommer 1896 brachten wir unsere alte Tante Emilie Hogarten zur ewigen Ruhe. Man sollte meinen, dieser Todesfall wäre unserem Onkel ganz besonders nahe gegangen, da seine Schwester ihn doch zeitlebens den Haushalt geführt und ihn auch sonst immer nett betreut hatte. Aber von einem unüberwindlichen Schmerz war bei ihm nichts zu merken, im Gegenteil, er kehrte vom Kirchhof so aufgeräumt zurück, wie man ihn selten zu sehen gewohnt war. Er lud seine Neffen zu einem Glas stillen Gedenkens an die Verstorbene ein, aber aus einem Glas wurden mehrere; er liess eine ganze Batterie Weinflaschen auffahren.
Es wurden Pläne für die nächste Zukunft gemacht. Vor allen Dingen sollte mal mehr Raum zum Ergehen geschaffen werden, denn unser Onkel hatte die Angewohnheit, im Zimmer herum zu promenieren, während seine Gäste sassen. Zu diesem Zwecke musste eine Verbindung mit dem Salon, oder richtiger gesprochen mit dem Vorratszimmer der verstorbenen Tante geschaffen werden. Dieser Salon war immer abgeschlossen und wurde nur mit den geheiligten Sandalen unserer Tante betreten. Es hiess also hier, eine Flügeltür brechen, damit der alte Herr bequem durch beide Zimmer gehen konnte, ohne überall anzustossen. Während dieses Umbaus wollte er mit einigen Neffen wieder 4 Wochen nach der Schweiz reisen, und wenn er dann zurückkäme, dann würde er hoffentlich die Wohnung so vorfinden, wie er sie sich früher immer gewünscht hatte. - Dieser Plan wurde nun auch ausgeführt und als er zum ersten Mal nach der Reise seine neue Wohnung betrat, war er auch ganz glücklich und froh, wieder zu Hause zu sein. Er fand doch mittlerweile selbst heraus, dass ihm das Reisen mehr wie früher anstrenge. Am 11 Januar 97 feierten wir in diesen Räumen seinen 70. Geburtstag. Mit diesem Tag sagte er, sei er in das Greisenalter getreten, aber er war sehr leutselig und zum Dank dafür haben wir ihn dann bis auf die letzte Flasche trocken getrunken.
Es war dies sein letzter Geburtstag, den er im Kreise seiner nächsten Anverwandten fröhlich und in heiterer Stimmung feierte. Der Winter 96/97 machte sich empfindlich fühlbar, denn er brachte viel Schnee und Glatteis, eine Erscheinung, die zwar von der Jugend begrüsst, vom Alter aber mit recht gefürchtet wird. Unser Onkel blieb damals auch viel zu Hause und ging nicht mehr regelmässig ins Geschäft. Das Leben ist des Lebens höchstes Gut, ein Rasender, der es umsonst verschleudert. Aber er war nicht vorsichtig genug, er baute nicht genügend vor, denn daß er an einem Sonntag nachmittag im März bei dem schlimmsten Tauwetter, wie ich beobachten konnte, mit unserem Vetter Ernst Hogarten die Fischerthalerstrasse hinauf nach den Anlagen pilgerte, war sträflicher Leichtsinn, gegen die Schneeschlamperei, durch die man waten musste, bot auch das beste Schuhzeug keinen genügenden Schutz. Žltere Leute, die gesundheitlich nicht mehr sattelfest sind, mussten sich bei dem Wetter unfehlbar eine Erkältung zuziehen.
Und so kam es auch. Am Montag blieb unser Onkel zu Hause, am Dienstag wurde der Arzt gerufen, der eine allgemeine Indisposition infolge Erkältung feststellte, aber ohne bedenkliche Symptome. Am Mittwoch ging es weiter bergab und am Donnerstag hörte man schon vernehmlich den schwarzen Flügelschlag des Todes. Von einem Wärter wollte unser Onkel nichts hören, denn er sah den Fall garnicht so wichtig an, aber in der Nacht war er, wahrscheinlich im Fieber, aus dem Bett gefallen und auf dem Boden liegen geblieben, da ihm die Kräfte fehlten, sich wieder aufzurichten. Die herunter gezogene Decke aus dem Bett schützte ihn notdürftig gegen die Kälte. So fand ihn unsere Schwester Ottilde am frühen Morgen. Es war ein bejammernswertes Bild und man hätte Tränen darüber vergiessen können, den alten Herrn so hilflos liegen zu sehen. Jetzt wurde er sich des Ernstes seiner Krankheit bewusst, forschte nach der Ursache, und stellte dann mit bitteren Worten fest, dass sein Neffe Ernst Hogarten die Veranlassung zu der sonntäglichen Excursion gewesen und dieser für alles verantwortlich sei. Von diesem Tage an wachten wir Neffen abwechselnd bei ihm während der Nacht, denn er hatte beständig die Neigung und den Trieb, das Bett zu verlassen. Seine Gesichtsfarbe zeigte eine hektische Röte, um kurz darauf wieder in Todesblässe überzugehen. In der letzten Nacht vom Samstag auf Sonntag hatte ich die Wache. Er war sehr unruhig und wurde von Fieberfantasien geplagt. Er glaubteauf der Reise zu sein und forderte mich auf, vor dem Mittagessen noch eine kleine Promenade mit ihm zu machen. Es blieb nichts anderes übrig, ich musste ihm von seinem Lager nehmen, sein Schlafzimmer war in Dunkelheit gehüllt. Als wir das Wohnzimmer betraten und er das grelle Licht erblickte, wurde er stutzig, fuhr mit der Hand über die Stirne und Augen, und fragte, wo wir uns denn eigentlich befänden; er hatte gar kein Gedächtnis mehr, ob wir nicht in Interlaken seien'
Ich klärte ihn darüber auf, dass er augenblicklich krank und die Reisezeit noch nicht gekommen sei, aber im Sommer könne er die Schweizer Berge wiedersehen und es sei auch anzunehmen, dass den Winterstürmen bald ein prächtiger Wonnemond und ein noch schönerer Sommer folgen werde. Das war nun auch wieder nicht richtig, denn er erwiederte, er sei doch abgesprochen, in diesem Jahr nach Brüssel zu reisen, um Oscar in seinem jungen Hausstand in der Rue de Hollande zu besuchen, ob ich das schon wieder vergessen hätte' - Er liess sich gehorsam wieder zu Bett bringen. Dann verlangte er zu meinem Schrecken plötzlich zu rauchen, ich sollte ihm aus den Kisten da oben auf dem Schrank eine Zigarre und auch Feuerzeug reichen. Als ich Einwendungen machte und ihm bedeutete, dass ihm das Rauchen in seinem jetzigen Krankheitszustand nicht bekommen werde, sah er mich ganz vorwurfsvoll an und erklärte, ob ich den gar kein Verständnis für dieses Verlangen habe, ich sei doch selbst ein alter Schmöker und müsse wissen, wie es einem zu Mute sei, wenn man gerne rauchen wolle und die Zigarren in greifbarer Nähe seien. Ich kam seinem Wunsche nach, gab ihm seine Partagas nebst Streichholz und passte höllisch auf, dass er das Bett nicht in Brand steckte. Die Zigarre schien ihm aber nicht zu schmecken, er besah sie von allen Seiten, um festzustellen, ob das auch seine gewohnte Sorte sei. Dann führte er sie umgekehrt mit der brennenden Spitze zum Munde, was ich noch zur rechten Zeit durch einen schnellen Griff nach seiner Hand verhindern konnte. Aber man sah es deutlich, das Rauchen war ihm kein Genuss; er bat mich, die Zigarre fortzulegen, er wolle sie nachher weiterrauchen nach dem Frühstück, augenblicklich sei es noch so früh. Er hätte ebenso gut sagen können, zu spät, den von den Tausenden von Zigarren, die er in seinem langen Leben consumiert, war dieses die letzte, die er aus der Hand gelegt. Ich musste dran denken, wie er auf der Reise seine Stummel immer paarweise sorgfältig in Papier gewickelt, in der Westentasche aufbewahrte, damit sie nicht abblätterten. Es hielt ihm in diesem Punkte sehr genau, und jetzt war er hilflos wie ein Kind. Zum Schluss musste ich ihm noch den Stand des Barometers angeben, um zu sehen, ob der beabsichtigte Ausflug nach Lauterbrunnen wohl riskiert werden könne, und dann fiel er gegen Morgen in einen tiefen, festen Schlaf. - Sein oder Nichtsein, war auch hier die Frage. Man kann an den Sterbebetten das Sterben lernen und nachher mit heiterer Ruhe den Tod erwarten; aber die dem Tode Geweihten lange zwecklos leiden und kämpfen zu sehen, das kann man nicht lernen. Ich wünschte ihm deshalb von ganzem Herzen, dass er aus diesem Schlaf nicht wieder erwachen möge. Aber gegen 10 Uhr wurde er unruhig. Der Arzt kam und constatierte eine Affection des linken Lungenflügels, er werde aber im Laufe des Tages noch einmal vorsprechen. Unser Onkel wollte warheitsgemäss wissen, was der Arzt gesagt, und Walter Hogarten teilte ihm die Diagnose schonend mit. Er hätte den Tatbestand sicher durch Umschreibung abgeschwächt, wenn er die Folgen vorausgesehen. So aber horchte der Kranke auf, stiess die dargereichte Medizin kategorisch zurück mit der Bemerkung, es sei alles zwecklos und er wolle jetzt sterben. Die Ruhe, mit der diese Worte über seine Lippen kamen, bewies hinlänglich, dass er sein Ende schon seit längerer Zeit in Rechnung gezogen und zu seiner letzten Reise bereit sei. Julius Caesar starb mit den Worten:

Der Feige stirbt schon viermal, eh er stirbt, die Tapfern kosten einmal nur den Tod. Von allen Wundern, die ich je gehört, scheint mir das grösste, das sich Menschen fürchten, da sie doch sehn, der Tod, das Schicksal aller, kommt, wann er kommen soll.

Hermann Hogarten, 1827-1897 Brutus und Cassius stürzten sich in die eigenen Schwerter, als sie ihre Unternehmung gescheitert sahen. Aber unser Onkel Hermann hatte nichts zu riskieren und zu verlieren, was den Tod wünschenswert für ihn erscheinen liess. Trotzdem stand er diesem letzten Rätsel gefasst udn ohne Furcht gegenüber, aber er schien noch etwas sagen zu wollen, er warf sich auf seinem Lager von einer Seite zur anderen. Schliesslich verlangte er unsere Schwester Ottilde zu sehen und bat sie, sein Testament hervorzuholen, das irgendwo in einer Schublade liege. Nach langem Suchen fand sie das Dokument auch, es war in seiner Kommode unter seiner Wäsche vergraben. Der alte Herr bat, es in Gegenwart aller Anwesenden vorzulesen. Das geschah auch mit gespannter Aufmerksamkeit, und nachdem festgestellt worden, dass Ort, Datum und Unterschrift correct waren - die notarielle Beglaubigung fehlte allerdings - fragte er, ob alle zufrieden seien, was natürlich bejaht wurde. Im Gegensatz zu der sicheren Annahme einiger Erben hatte unser Onkel sein Vermögen nicht auf die Stämme, sondern auf die Köpfe vermacht. Der Wissenschaft halber gebe ich hier das Testament in der Abschrift wörtlich wieder:

Ich vermache
  Mark 120000,- meinem Bruder August Hogarten
  Mark  60000,- meinem Neffen Karl Hogarten
  Mark  60000,- meinem Neffen Ernst Hogarten
  Mark  60000,- meinem Neffen Fritz Wiescher
  Mark  60000,- meinem Neffen Ernst Wiescher
  Mark  60000,- meinem Neffen Oscar Wiescher
  Mark  60000,- meiner Nichte Anna Hogarten
  Mark  60000,- meiner Nichte Ehefrau Ludwig Mangels, geb.Wiescher
  Mark  60000,- meinem Nichte Ottilde Wiescher
  Mark   5000,- der Frau Reinhard Schubert, geb. Wiescher
  Mark   5000,- meinem Collegen Heinr.Jüngermann
  Mark   1000,- jeweils meinen Collegen August Grete, Gustav Krug, Alex Otto, Ersing, Oscar Hauser, Albert Jüngermann, Hiby und Carl Stock
  -------------------------------
  Mark 618000,-
Sämtliche Vermächtnisse frei von Erbschaftssteuer. Was von meinem Kapitalvermögen alsdann übrig bleibt, vermache ich dem Barmer Verschönerungs-Verein zur festen Kapital-Anlage.
Von meinem Mobiliar bestimme ich:
  • meine goldene Repetier-Uhr mit Kette meinem Neffen Walter Hogarten.
  • Sämtliche Küchengeräte meiner Nichte Ottilie Wiescher,
  • Die übrigen Gegenstände zur gleichmässigen Verteilung an meinen Bruder und die acht Neffen und Nichten. Zu Testaments-Exekutoren ernenne ich meine Neffen Walter und Karl Hogarten mit der Bestimmung, dass bei Meinungsverschiedenheiten mein Neffe Ernst Wiescher die Entscheidung als Schiedsmann geben soll. Barmen, 4. Februar 1897
    gez. Hermann Hogarten
  • Ob alle Familienmitglieder mit dem Vermächtnis ohne Ausnahme einverstanden waren, kann ich nicht verbürgen; wenigstens liess Ernst Hogarten nachher die Žusserung fallen, wenn das Testament angefochten würde, dann könne man nicht voraussagen, wie das Gericht urteilen werde. Worauf sich die Anfechtung aber stützen solle, das sagte er nicht. Von grosser Pietät gegen den Gerechtigkeitssinn des Erblassers zeugte diese Bemerkung jedenfalls nicht.
    Am Nachmittag um 5 Uhr hatte unser Onkel ausgelitten und war ruhig entschlafen. Er war nach dem Datum des Testaments zeitlich zu früh gestorben, als dass nach Abzug der Erbschaftssteuer und der hohen Notariatskosten von dem Vermögen für den Verschönerungsverein noch viel übrig bleiben konnte. Wenn ich nicht irre, blieb diese Summe auf Mark 1000,- beschränkt.

    Und nun läuteten die Glocken vom Kirchturm dem zum letzten Geleit, der ihrem Klang ein ganzes Leben lang jeden Sonntag Morgen andächtig von seiner Wohnung aus gelauscht, ohne das Bedürfnis zu empfinden, das Gotteshaus selbst zu betreten. Seine Auffassung in religiösen Fragen wich eben von derjenigen der Berufstheologen zu weit ab. Er war keine Faustische Natur, die in langen Winternächten nur Befriedigung in der Lösung aller weltlichen Rätsel suchte und fand. So wenig es ihn bekümmerte, was vor seiner Geburt gewesen, so wenig machten ihm die Geschehnisse nach seinem voraussichtlichem Tode irgendwelche Skrupel oder Sorgen. Im Gegensatz zu den Anschauungen der alteingesessenen Barmer Familien war er ein Feind aller kirchlichen Dogmen und verteidigte diesen seinen Standpunkt mit einem Eifer, der allzu häufig seine Geringschätzung über die vermeintliche geistige Minderwertigkeit anders Denkender erkennen liess. Er vertrat den Standpunkt:

    Das Drüben kann mich wenig kümmern,
    Schlägst Du erst diese Welt zu Trümmern,
    Die andere mag danach entstehn.
    Aus dieser Erde quillen meine Freuden,
    Und diese Sonne scheinet meinen Leiden;
    Kann ich mich erst von ihnen scheiden,
    Dann mag, was will, und kann, geschehen,
    Davon will ich nichts weiter hören,
    Ob man auch künftig hasst und liebt,
    Und ob es auch in jenen Sphären
    ein Oben und ein Unten giebt."-
    

    jetzt machten ihm diese Fragen keine Sorgen mehr, er war erlöst und ein gütiges Geschick hast sein Bestes gewollt. Nahrungssorgen hatte er nie kennen gelernt, ebenso wenig kummervolle Nächte und die gegenwärtige schreckliche Zeit ist ihm erspart geblieben. Der amtierende Geistliche der Wupperfelder gemeinde, Pastor Seeliger hatte sich über seine Stellung zum Glauben bei der Familie informiert, um die vorzubereitende Grabrede der religiösen Auffassung des Verstorbenen anzupassen.
    Es war eine stattliche Versammlung, die dem Sarge folgte, Herren aus der "Concordia", aus der Gesellschaft "Parlament", der Chef und die Prokuristen und Angestellten der Firma Molineus & Co., die Leidtragenden und viele andere.
    In der Nacht, die dem Begräbnis voraufging, hatte es etwas geschneit, es war kalt und da und dort lag noch eine dünne, weisse Decke wie ein gespreitetets Leinentuch, das darauf zu warten schien, über dem Sarg zusammen gelegt zu werden. Märzenschnee - ein Bild des Todes in der erwachenden Natur.

    Von einer tiefgreifenden Rede des orthodoxen Geistlichen konnte keiner der Leidtragenden etwas empfinden. Sie war ganz neutral gehalten und bewegte sich im Rahmen jener Nachrufe, die, mit einer Anzahl Bibelsprüchen verbrämt, bei jeder anderen Beerdigung auch hätte gehalten werden können. Aber ich hatte doch das Gefühl, als ob die günstige pekuniäre Stellung des Verblichenen mehr wie notwendig betont wurde. Zwar sei das, fuhr der Pastor fort, eine Gnade, womit der Allmächtige in seiner Güte und Barmherzigkeit den Verstorbenen gesegnet, aber es sei kein Freibrief, der ihn der Verpflichtung der Erscheinens vor Gottes Richterstuhl enthöbe. - Von Erde bist du genommen, zur Erde sollst du werden, Jesus Christus gestern, heute, morgen und immerdar" (1.Mos.3,19 Hebr.13,8) - Den Zusatz über die Auferstehung am jüngsten Tage liess er fehlen. Und der Pastor warf die üblichen drei Schaufeln Erde auf den dröhnenden Sarg. Die ausgemauerte, mit Tannenzweigen bekleidete schöne Gruft schützte vor allzu schneller Verwesung und Hunderte von Blumensträussen folgten dem Toten als letzeter Gruss mit ins kühle Grab.
    Auch hier war ein weiterer Kreislauf vollendet und die allgütige Mutter Natur nahm das, was sie geliehen, in ihren Schoss zurück. Aber der Verstorbene konnte im hohen Alter mit Genugtuung auf sein vergangenes Leben blicken, denn es war durch Mühe und Arbeit köstlich gewesen. Der Erfolg galt seinen Anverwandten und Erben, und wenn diese Zeilen dazu beitragen, ihm ein Denkmal zu setzten, so wird sich dieses Monument im Gedächtniss der Familie Wiescher sicherlich noch auf Jahrzehnte hinaus erhalten. Der Name Hogarten stirbt aus, denn es ist nirgendwo ein männlicher Nachwuchs vorhanden. Soweit diese geschilderten Begebenheiten auch zurück liegen, sie sind doch in allen Einzelheiten in meinem Gedächtnis haften geblieben, während mir die Geschehnisse aus den letzten Jahrzehnten zum grossen Teil entfallen.

    Ein Menschenalter ist seitdem verstrichen, volle 32 Jahre, und wenn ich mich frage, wie es möglich ist, dass die Zeit so schnell vergangen, so finde ich eine Erklärung dafür nur in der Arbeit und in der täglichen Beschäftigung, die bekanntlich jede Zeit überbrückt, in jener Tätigkeit, die nie ermattet, die langsam schafft, doch nie zerstört, die zu dem Bau der Ewigkeiten zwar Sandkorn nur für Sandkorn reicht, doch von der grossen Schuld der Zeiten Minuten, Tage, Jahre streicht.----

    Am Tage Maria Lichtmess, 2.Februar 1929
    Godesberg-Friesdorf

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